Interview zum Lieferkettengesetz

Interview für „EINE WELT LADEN“

1.    Welche Ziele unterstützen Sie konkret in Bezug auf globale Lieferketten?

Der Schutz von Arbeitnehmer*innen muss auch bei Importen gewährleistet werden. Die Verbraucher*innen sollen sich darauf verlassen können, dass das, was in unseren Läden und online für unseren Markt angeboten wird, unter Beachtung deutscher Menschenrechtsstandards erzeugt wird.

Auch muss der Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen anerkannt werden. Umweltschäden, die aus ökonomischen Gründen entstehen, gefährden oft auch grundlegende Menschenrechte. Verseuchtes Trinkwasser oder beispielsweise gerodete Wälder in Entwicklungsländern zeigen, dass Umweltschutz und der Schutz von Menschenrechten zusammengehören, denn diese Menschen verlieren ihre Nahrungsgrundlage wie auch ihren Lebensraum.

2.    Was sagen Sie Unternehmen, die angeben, sie könnten oder wollten für ihre Lieferketten nicht die Verantwortung übernehmen?

Dies ist eine soziale und moralische Verpflichtung, welche alle Unternehmen eingehen müssen. Die Einhaltung der Menschenrechte muss eine staatliche Behörde kontrollieren. Konsequenterweise müssen Unternehmen bei Missachtung dieser beispielsweise durch Bußgelder oder durch den Ausschluss von öffentlichen Aufträgen sanktioniert werden.

3.    Zitat Entwicklungsminister Müller: „Kinderarbeit steigt wieder – 160 Millionen Kinder müssen weltweit arbeiten – auch für unseren Wohlstand.“ (https://www.bmz.de/de/aktuelles/mueller-zum-welttag-gegen-kinderarbeit-83472 vom 12.6.2021) Darf ausbeuterische Kinderarbeit Teil eines Geschäftsmodells sein? Was wollen und können Sie und Ihre Partei dagegen unternehmen?

Diese für mich rhetorische Frage benötigt eigentlich keine Antwort. Kinderarbeit ist vehement zu bekämpfen. Bürger müssen aufgeklärt werden, wie Waren auf dem globalen Markt produziert werden. Seit Jahren spiegelt sich das Lieferkettengesetz im fairen Handel wider und wird von mir als Lehrer tagtäglich im Geographieunterricht behandelt. Ich versuche meine Schüler darüber aufzuklären und erläutere globale Zusammenhänge. Genau das muss ebenso im Bundestag geschehen. Auch wir haben eine soziale und moralische Verpflichtung und dürfen uns nicht von Lobbyisten lenken lassen. Die Freien Wähler werden sich diesem Thema im Bundestag annehmen und Aufklärungsarbeit leisten.

4.    Unternehmen wie BMW, Daimler, Tchibo und Vaude stehen zum Lieferkettengesetz in vollem Umfang. Was müssen wir tun, damit Fairness und Gemeinwohlorientierung ein Wettbewerbsvorteil werden? Was können und werden Sie und Ihre Partei konkret tun?

Wir müssen jetzt schon unsere Unternehmen auf ein kommendes europäisches Lieferkettengesetz vorbereiten, sodass sie dadurch einen Wettbewerbsvorteil erhalten.

Beispielsweise sollte eine klimaneutrale und faire Produktion europäische Förderungen erhalten, um Unternehmen zu motivieren, diese Standards einzuhalten bzw. darauf umzurüsten.

5.    Sollte die öffentliche Hand in ihrer Beschaffung nachhaltiger werden und als Vorbild vorangehen? Wie genau soll das gehen?

Unbedingt sollte die öffentliche Hand in ihrer Beschaffenheit nachhaltiger werden und als Vorbild fungieren. Es sollte selbstverständlich sein, dass Rathäuser, staatliche Einrichtungen oder besonders auch Schulen nachhaltig, regional, biologisch und natürlich fair organisiert sind. Das fängt bei Kopierpapier an und hört mit dem Catering noch lange nicht auf.

6.    Worauf achten Sie persönlich beim Einkauf? Welche Botschaft geben Sie von hier aus den Bürger*innen? Welches Fairhandelsprodukt bzw. welches unserer Projekte finden Sie besonders interessant/beispielhaft?

Beim Einkauf achte ich besonders auf Regionalität und auch auf biologischen Anbau. Gerade beim Kaffee muss die faire Produktion in die Tasse und dazu gehört für mich natürlich auch ein Stück faire Schokolade!